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Kampf gegen Nazi-Demo: Schweigekreis in der Fuzo

Im Vorfeld der geplanten Nazi-Demo am 1. Juni in Wolfsburg demonstrierte der Schulterschluss der Wolfsburger Demokraten am Samstag gegen Faschismus. Rund 200 Demonstranten vereinigten sich zu einem Schweigekreis auf dem Hugo-Bork-Platz.

Der Aufmarsch von rund 750 Rechtsradikalen in Wolfsburg am 1. Juni rückt immer näher. Mit einem großen Schweigekreis formierte sich jetzt der Widerstand in der Wolfsburger Innenstadt. Mechthild Hartung, niedersächsische Sprecherin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, betonte: „Wir wollen mit unserer Aktion an alle Opfer der NS-Herrschaft gedenken. Aber zugleich wollen wir laut gegen Faschismus in Deutschland werden. Wir wollen nicht, dass die braune Brut am 1. Juni Wolfsburg erobert.“Auch Dimitri Tukuser von der liberalen jüdischen Gemeinde in Wolfsburg betont die Wichtigkeit dieser Veranstaltung: „Rechtsradikale haben in Wolfsburg keine Daseinsberechtigung. Mit unserem Protest wollen wir ein ernstes Zeichen setzen.“ Passend zur Kundgebung las der Lyriker Johann Voß antifaschistische Gedichte aus seinem Buch „Die Mitte ist die andere Seite“ vor und berührte seine Zuhörer.

Wolfsburger Nachrichten, 21. Mai 2013

Wolfsburger setzten ein Zeichen gegen den Faschismus

Rund 100 Wolfsburger haben sich am Samstag zu einem Schweigekreis versammelt, um vor der Neonazi-Demonstration am 1. Juni ein Zeichen zu setzen.

„Dieser Schweigekreis ist wichtig.“ Da sind sich Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, und Tom Wolters von der IG-Metall-Jugend einig. „Im Vorfeld des geplanten Nazi-Aufmarschs müssen wir Präsenz in der Öffentlichkeit zeigen und auf die Gefahr von Rechts aufmerksam machen.“

Der Schulterschluss der Wolfsburger Demokraten, das Aktionsbündnis gegen Rechts, zeigte mit einem Schweigekreis unter dem Glasdach des Hugo-Bork-Platzes am Samstagvormittag genau diese Präsenz. Rund 100 Wolfsburger beteiligten sich. Für einen zweiten Schweigekreis am kommenden Samstag erhofft sich das Bündnis eine noch größere Resonanz.

Dass ein Schweigekreis nicht zwangsläufig lautlos über die Bühne gehen muss, zeigten zwei Teilnehmer. Sie erhoben ihre Stimmen. Zunächst Mechthild Hartung von der Vereinigung der Opfer des Nazi-Regimes und dem Bund der Antifaschisten. Sie zitierte die 1924 geborene Esther Bejerano, einer der letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz: „Mir fehlen die Worte für das, was sich heutzutage an Verbrechen der Neonazis abspielt.“ Ihre Mitstreiter hatten ein großes Transparent entrollt. Mit der Aufschrift: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Keine Toleranz für Nazis!“ Aus Wefensleben in Sachsen-Anhalt war der Lehrer und Lyriker Johann Voß angereist. Er zitierte Gedichte aus seinem Buch „Die Mitte ist die andere Seite“. Entstanden ist diese Lyrik auf der Grundlage von Gesprächen, die Voß mit ehemaligen Häftlingen der KZ-Lager Auschwitz und Birkenau führte. Zum Schluss las er die Namen jener ausländischen Mitbürger vor, die dem Terror der rechtsradikalen Vereinigung NSU zu Opfer fielen.

Dem Schulterschluss der Wolfsburger Demokraten gehören unterschiedlichste weltanschauliche Gruppierungen an, von der Partei der Linken bis hin zu den Religionsgemeinschaften. Alle abrahamitischen Religionen waren am Samstag vertreten: die evangelischen und katholischen Christen mit Superintendentin Hanna Löhmannsröben, Dechant Heinrich Günther und Diakon Theodor Weise, die Muslime mit Mohamed Kodja und Mohamed Ibrahim sowie die jüdisch-orthodoxe Gemeinde mit Yakov Yosef Harety. Der Rabbiner sagte: „Ich habe heute extra das Gebet zum Sabbat verlegt, was nicht einfach war. Aber der Anlass ist äußerst wichtig, denn ich wollte bei diesem Schweigekreis vor Ort sein.“ Die vier Religionsgemeinschaften wollen, so war am Rande zu erfahren, künftig stärker kooperieren.

Auch die italienische Parlamentsabgeordnete Laura Garavini ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, durch ihre Teilnahme am Schweigekreis ebenfalls Flagge gegen den Neofaschismus zu zeigen. Sie war am Wochenende in Wolfsburg zu Besuch.

Wolfsburger Nachrichten, 19. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/wolfsburger-setzten-ein-zeichen-gegen-den-faschismus-id1009380.html

Grundrechte auch für Rechtsextreme? Der Bauch sagt nein, das Hirn sagt ja

Beim Leserforum der Wolfsburger Nachrichten ging es auch um die Frage: Wie weit darf Protest gehen?

Grundrechte für alle? Auch für Feinde des Grundgesetzes? Diese Frage beschäftigte am Montagabend die rund 100 Teilnehmer des Leserforums der Wolfsburger Nachrichten.

Gemeinsam mit der Volkshochschule hatten die Wolfsburger Nachrichten vier Experten eingeladen, die mit den Teilnehmern diskutierten: Roger Fladung, Vize-Polizeipräsident der Polizeidirektion Braunschweig, Oberbürgermeister Klaus Mohrs, Extremismus-Experte Reinhard Koch und den emiritierten Politikwissenschaftler Prof. Joachim Perels.

Nur eine Stunde vor dem WN-Leserforum hatte das Verwaltungsgericht Braunschweig das Verbot der rechtsradikalen Demonstration am 1. Juni gekippt. Ja, die Neonazis dürfen marschieren. Aber nicht auf der Route, die sie eigentlich gerne gegangen wären (siehe Grafik). Zudem muss die Veranstaltung um 18 Uhr zu Ende sein – deutlich früher als von den Veranstalter geplant. „Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn der Aufmarsch nicht stattgefunden hätte“, sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs.

Es sei „das Paradoxon der Grundrechte“, das auch in Wolfsburg Bauchschmerzen verursache, vermutete Prof. Joachim Perels. „Aber genau das ist ein Schwäche als auch eine Stärke des Grundgesetzes.“

Während das Hirn also durchaus aufseiten der Grundrechte steht, fällt dem Bauch das schon schwerer. Denn zur Versammlungsfreiheit gehört auch das Recht von Neonazis, ihre Aufmärsche durchzuführen – und die Pflicht der Polizei, dieses Grundrecht auch durchzusetzen. Wie unterschiedlich dieses Thema aufgenommen wird, wurde klar bei der Frage des WN-Moderators Christoph Knoop, wer denn beispielsweise durch Sitzstreik die Straße blockieren würde, auch wenn die Polizei auffordere, die Straße freizugeben. Viele machten durch Handzeichen klar: „Wir weichen nicht.“ Polizei-Vizepräsident Roger Fladung sagte allerdings deutlich: „Es gibt eine Schwelle, die man nicht übertreten darf.“ Er vertraue voll und ganz auf die Wolfsburger, dass es zu keiner Gewalt komme, warnte allerdings davor, sich von gewaltbereiten Kräften mitreißen zu lassen.

Gewalttäter von außen, diese Sorge teilten Podium und Forumsteilnehmer gleichermaßen. Verhältnisse wie in Hamburg, wo es im vergangenen Jahr beim gleichen Aufmarsch schwere Krawalle gab, habe man zwar keinesfalls zu befürchten, betonte Roger Fladung.

Allerdings könne es schnell passieren, dass man sich mitreißen lasse und dann in Situationen gerate, in die man eigentlich nicht geraten wolle.

Reinhard Koch, Leiter des Wolfsburger Zentrums Demokratische Bildung, war da zuversichtlich. „Es gibt für die Rechtsradikalen hier nichts zu gewinnen.“ Die Stadt habe sich nicht auseinanderdividieren lassen, das sei für die Organisatoren des Aufmarsches ein Schlag –und das sei das, was Wolfsburg von vielen anderen Städten unterscheide.

DAS GERICHTSURTEIL

Die neue Route war laut Gericht notwendig, um Rettungswege freizuhalten. Zudem müsste die Strecke erfahrungsgemäß komplett gesperrt werden. Außerdem könne die Polizei die Porschestraße kaum kontrollieren.

Ein Totalverbot durch die Stadt lehnte das Gericht ab. Durch die neue Route könnten die Beeinträchtigungen auf „ein hinnehmbares Maß“ reduziert werden.

Für ihn eine der treibende Kräfte: Der Schulterschluss der Wolfsburger Demokraten. Hier haben sich Kirchen, Vereine, Verbände und die Politik zusammengeschlossen, um gemeinsam am 1. Juni Flagge zu zeigen. Insgesamt hofft das Bündnis auf bis zu 10 000 Gegendemonstranten.

Wolfsburger Nachrichten, 14. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/grundrechte-auch-fuer-rechtsextreme-der-bauch-sagt-nein-das-hirn-sagt-ja-id1004332.html

Wer ganz rechts sitzt, hat nur linke Nachbarn

Das Verwaltungsgericht hat am Montag das Verbot der Neo-Nazidemo am 1. Juni gekippt. Wie damit umgehen, das war Thema des WN-Leserforums

Ignorieren? Auf gar keinen Fall. Man dürfe Neonazis und Rechtsradikale nicht ignorieren. Reinhard Koch, Leiter des Zentrums Demokratie in Wolfsburg und ausgewiesener Kenner der rechten Szene, lässt keinen Zweifel. So sehen es auch die anderen Teilnehmer des Leserforums der Wolfsburger Nachrichten, die gestern Abend rund 90 Minuten mit rund 100 Zuhörern in der Volkshochschule diskutiert haben.

Der Anlass ist ernst. Daran lässt Roger Fladung, Vize-Polizeipräsident der Polizeidirektion Braunschweig, keinen Zweifel. Aus einsatztaktischen Gründen nennt er keine Zahlen, lässt aber durchblicken, dass die Zahl der Polizisten, die am 1. Juni in Wolfsburg sein werden, mindestens vierstellig ist.

Bei einem Aufmarsch dieser Art in Hamburg vor rund einem Jahr war es zu zahlreichen Ausschreitungen gekommen. Mehrere Polizisten waren dabei angegriffen und verletzt worden.

Was ist das für ein Gefühl für einen Polizisten, will Moderator Christoph Knoop von Fladung wissen. Und Fladung, der seit Jahren an solchen Einsätzen beteiligt ist, sagt: „Polizeibeamte fühlen sich nicht gut; Sie sitzen zwischen den Stühlen“.

Mehr als 1000 Polizisten also sollen die Stadt und ihre Bewohner, aber auch die Grundrechte schützen.

Am 1. Juni werden rund 700 Rechtsradikale und Neonazis in Wolfsburg erwartet. Sie haben einen Aufmarsch angemeldet. Das Verwaltungsgericht Braunschweig hat diesen Aufmarsch am Freitag in einer Eilentscheidung erlaubt. Das Gericht hat am Freitag allerdings zahlreiche Einschränkungen gemacht; Die Neonazis werden nicht auf der Route marschieren dürfen, die sie gefordert haben. Das Gericht hat eine andere Strecke angeordnet. Eine Strecke, auf der längst nicht so viel passieren kann wie auf der ursprünglich geplanten. Diese hätte mitten durch die Innenstadt geführt, und Polizei, Rettungskräfte, Feuerwehr wären in ihrer Arbeit so stark gefährdet worden, dass es ein veritables Sicherheitsproblem gegeben hätte. Außerdem, auch das ist eine Entscheidung des Braunschweiger Gerichts, dürfen die Neonazis nur bis 18 Uhr marschieren; dann muss die Veranstaltung beendet sein. Sie hatten ihre „Demonstration“ bis 22 Uhr angemeldet.

Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs kann mit der Entscheidung leben, sagt er. Das Gericht habe die Stadt in der vergangenen Woche um eine alternative Route für den Aufmarsch gefordert. „Diese haben wir geliefert“, sagt Mohrs.

Ignorieren also sei falsch, sagen die Experten. Verbieten ließen sich solche Demonstrationen aber auch schlecht. Artikel 8 des Grundgesetzes sichere die Versammlungsfreiheit. „Verbieten sollte man die NPD“, sagt der Verfassungsrechtler Professor Joachim Perels aus Hannover. Perels meint, das Bundesverfassungsgericht müsse die Angelegenheit durchdeklinieren.

Wer wird da nach Wolfsburg kommen, fragt Moderator Christoph Knoop. „Es wird ein breites Spektrum der rechten Szene sein“, sagt Experte Reinhard Koch. Er erwartet sogenannte Freie Kameradschaften, auch Parteigremien wie die NPD und ihre Nachwuchsorganisation JN.

Koch schätzt, dass rund 50 bis 70 Rechtsgesinnte aus der Region dabei sein werden, der Rest werde von außerhalb kommen. Koch sieht die, die da in Wolfsburg aufmarschieren, in einer schlechten Position. Das führt er vor allem auf den „Schulterschluss der Demokraten“ in Wolfsburg zurück – ein Zusammenschluss von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden und anderen Organisationen, der friedlich gegen den Aufmarsch am 1. Juni demonstrieren will. Es sei den Rechten nicht gelungen, die Stadt zu spalten, sagt Koch. Das, was in Wolfsburg passiere, sei außergewöhnlich, sagt Koch. Denen, die nach Wolfsburg kommen, müsse klar sein: „Wer ganz rechts sitzt, hat nur linke Nachbarn“. So sieht das auch Verfassungsrechtler Perels.

Wolfsburgs Oberbürgermeister rechnet mit mehr als 10 000 Menschen, die am Samstag, 1. Juni, gegen die Rechten protestieren werden. Dazu fordert auch Roger Fladung auf. Er hoff auf einen „kreativen“ Protest der Wolfsburger.

Den wird es allem Anschein nach geben. Der Schulterschluss arbeitet an zahlreichen Aktionen. In anderen Städten gab es bei solchen Anlässen zum Beispiel Sitzdemonstrationen. Einen solchen Protest gibt es im Juni möglicherweise auch in Wolfsburg. Wolfsburg sei beispielhaft, sagt Experte Koch. Das werde sich am 1. Juni zeigen. Koch sagt: „Die kommen hier keine 100 Meter weit“. Das Forum applaudiert.

Wolfsburger Nachrichten, 13. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/wer-ganz-rechts-sitzt-hat-nur-linke-nachbarn-id1003194.html

Leserforum am Montag zur geplanten Nazi-Demo

Noch drei Wochen, dann wollen Rechtsradikale in Wolfsburg demonstrieren. Bei unserem Leserforum geht es um die Frage: Was tun gegen Rechtsradikale?

Für viele ist es eine nicht gerade angenehme Vorstellung: Für den 1. Juni haben Rechtsradikale eine Großdemonstration in Wolfsburg angemeldet. Sie wollen vom Bahnhof aus einmal rund um die Innenstadt marschieren – wenn die Gerichte es zulassen. Der Protest dagegen steht schon in den Startlöchern. Auf rund 10 000 Gegendemonstranten hofft der Wolfsburger Schulterschluss der Demokraten, in dem sich Verbände, Vereine und Kirchen zusammengeschlossen haben.

Wie umgehen mit den Rechtsradikalen? Um diese Frage soll es am heutigen Montagabend beim Leserforum der Wolfsburger Nachrichten gehen. Ab 18.30 Uhr lädt unsere Zeitung gemeinsam mit der Volkshochschule zum Forum im großen Saal der VHS, Hugo-Junkers-Weg 5, ein. Beginn der Veranstaltung ist um 18.30 Uhr.

Es sind viele Fragen zu klären, knapp drei Wochen vor der geplanten Demonstration. Hat das Verbot der Veranstaltung durch die Stadt überhaupt eine Chance? Welche Möglichkeiten des Protestes gibt es – und welche Formen sind eigentlich legal? Schafft Protest nicht erst die Aufmerksamkeit, auf die es die Organisatoren solcher Aufmärsche abgesehen haben? Was ist die Aufgabe der Polizei? Und warum muss sie die Demonstration der Rechtsradikalen eigentlich durchsetzen?

Beim WN-Leserforum wird darüber zu reden sein. Zur Diskussion stehen vier Experten bereit, die auf genau diese Fragen Antworten geben möchten (siehe unten).

Bisher steht noch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts in Braunschweig aus. Die Stadt Wolfsburg hatte Anfang April die Veranstaltung verbieten lassen. Der Grund: ein erhebliches Gefahrenpotenzial für Bevölkerung und Gäste. Die Veranstalter des sogenannten Tags der deutschen Zukunft waren etwa zwei Wochen später gerichtlich gegen das Verbot vorgegangen. Es zeichnet sich damit eine durchaus übliche juristische Auseinandersetzung ab: Eine Kommune verbietet eine Neonazi-Demo, die Gerichte verweisen auf die Versammlungsfreiheit und kippen das Verbot. Dass die Demonstration trotz Verbots der Stadt stattfindet, gilt daher vielen als wahrscheinlich.

Allerdings geht es bei solchen Verfahren erfahrungsgemäß nicht ausschließlich um die Frage eines Verbots. Denn die Gerichte können eine solche Demonstration zwar zulassen, aber gleichzeitig mit strengen Auflagen versehen. Auch die geplante Marschroute, vom Bahnhof einmal rund um die Innenstadt, könnte noch verändert werden.

Beim Tag der deutschen Zukunft gab es im vergangenen Jahr in Hamburg schwere Ausschreitungen. 2011 fand die Neonazi-Demo in Braunschweig statt.

Wolfsburger Nachrichten, 13. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/leserforum-am-montag-zur-geplanten-nazi-demo-id1002016.html

Bündnis: Wir dürfen die Nazis nicht ignorieren

In Reaktion auf den Artikel „Was tun gegen Rechtsradikale?“ als Ankündigung zum WN-Leserforum am Montag, 13. Mai, veröffentlicht das Bündnis „No Tddz – Keine Zukunft für Nazis“ folgende Stellungnahme zu der Frage, ob Nazi-Aufmärsche verboten oder ignoriert werden sollten, oder ob ihnen öffentlich die Stirn geboten werden sollte:

„Das Ignorieren von Naziaufmärschen stellt in Wolfsburg erfreulicherweise nur eine Randposition in der Debatte dar und ist durch die Ankündigung vielfältiger Aktionen am 1. Juni mittlerweilezurückgewiesen worden. Sowohl der Schulterschluss der Demokraten als auch die beiden antifaschistischen Bündnisse, die gegen den rassistischen Aufmarsch aktiv werden, haben diesem Ansatz eine klare und notwendige Absage erteilt.

Naziaufmärsche stellen eine Bedrohung dar und dürfen deshalb auf keinen Fall ignoriert werden. Nazis sind immer eine Bedrohung für ihre politischen Feindbilder, wie Migranten, Homosexuelle oder Obdachlose. Allein schon damit sich all jene sicher fühlen können, die durch Nazis bedroht sind, müssen wir eingreifen. Unsere Solidarität gilt – nicht nur am 1. Juni – allen potenziellen und tatsächlichen Opfern rechter Gewalt.

Das Bündnis möchte darüber hinaus klarstellen, dass jeder erfolgreiche Aufmarsch und jede erfolgreiche Aktion eine immense Bestätigung für die extreme Rechte darstellt. Wenn die Nazis ihre menschenverachtende Ideologie auf die Straße tragen und sich ungestört vernetzen können, sendet das auch immer positive und bestärkende Signale in das eigene Milieu. Der bestärkende Charakter, gerade von Großevents wie dem sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.“

In einer Pressemitteilung des Bündnisses stärken die Organisatoren auch nochmals den Plan, den Nazi-Aufmarsch, der am 1. Juni in Wolfsburg geplant ist, zu verhindern.

Wolfsburger Nachrichten, 10.Mai.2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/buendnis-wir-duerfen-die-nazis-nicht-ignorieren-id998952.html

Den Naziaufmarsch ignorieren?

Die Wolfsburger Nachrichten wollen am 13. Mai auf einem Leser_innenforum der Frage nachgehen, wie mit dem Naziaufmarsch umgegangen werden kann.
„Verbieten, Ignorieren, Gesicht zeigen?“ sind als Möglichkeiten dabei genannt. Das Ignorieren von Naziaufmärschen stellt in Wolfsburg erfreulicherweise nur eine Randposition in der Debatte dar und ist durch die Ankündigung vielfältiger Aktionen am 1. Juni mittlerweile zurückgewiesen worden. Dennoch soll es noch einmal ernsthaft diskutiert werden, was angesichts des gerade begonnen Prozesses gegen Beate Zschäpe und vier Unterstützer des NSU mehr als fahrlässig ist.
Hier einige Bemerkungen zum oft anempfohlenen „Konzept“ des aktiven Weg-Ignorierens von Nazi-Aufmärschen. Weiterlesen

WN-Leserforum – Ignorieren oder auf die Straße gehen?

Am 1. Juni wollen Rechtsradikale in Wolfsburg demonstrieren. Das WN-Leserforum am kommenden Montag fragt: Wie umgehen mit Rechtsradikalen?

Noch haben die Gerichte nicht abschließend entschieden. Aber vermutlich kommt am 1. Juni eine rechtsradikale Großdemonstration auf Wolfsburg zu.

„Wie umgehen mit den Rechtsradikalen?“ – diese Frage steht im Mittelpunkt des Leserforums der Wolfsburger Nachrichten. Zu Montag, 13. Mai, haben die WN gemeinsam mit der Volkshochschule Wolfsburg vier Experten eingeladen, die mit unseren Lesern über dieses Thema diskutieren werden. Oberbürgermeister Klaus Mohrs, Vize-Polizeipräsident Roger Fladung, Verfassungsrechtler Prof. Joachim Perels und der Extremismusexperte Reinhard Koch vom Wolfsburger Zentrum Demokratie stellen sich den Fragen der Zuhörer.

Wenn es um Protest gegen rechtsradikale Veranstaltungen geht, ist ein Argument meist nicht weit: Sorgt der Protest nicht gerade für die Aufmerksamkeit, die die Veranstalter sich wünschen? Lässt man sich da nicht ein Spiel aufzwingen? Wäre ignorieren nicht besser?

Menschen, die diese Fragen mit einem lautstarken „Nein“ beantworten würden, findet man montags im Gewerkschaftshaus. Hier sitzt der Schulterschluss der Wolfsburger Demokraten zusammen. Und organisiert mit viel Leidenschaft den Protest gegen das rechtsradikale Großereignis.

„Ein Fest der Demokratie“ wolle man feiern, egal ob das Verbot der Veranstaltung durch die Stadt Bestand habe oder nicht. Derzeit liegt der Fall beim Verwaltungsgericht in Braunschweig. „Wir hoffen, dass wir bis Freitag mehr Informationen haben“, sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs gestern beim Treffen des Schulterschlusses.

Denn die juristische Hängepartie macht die Organisation des Protests nicht gerade einfach. Werden die Rechtsradikalen überhaupt marschieren? Und wenn ja, welche Strecke dürfen sie laufen, wo haben die Gegendemonstranten Platz? Eins ist klar: Für den Schulterschluss gibt es Plätze, die auf keinen Fall den Rechten überlassen werden sollen. Der Hugo-Bork-Platz, Hollerplatz und Sara-Frenkel-Platz gehören dazu. Die Hauptbühne allerdings soll auf dem Parkplatz des Tryp-Hotels nahe des Bahnhofs aufgestellt werden.

Bis zum 1. Juni haben die Wolfsburger Demokraten noch einige Aktionen geplant. So soll der „Zug der Erinnerung“, der an die Leiden deportierter Kinder und Jugendlicher erinnert, in Wolfsburg am 30. Mai Station machen. Die IG Metalljugend lädt am 25. Mai von 12 bis 17 Uhr ins Jugendhaus Ost zum großen Aktionstag vor der Demo ein. Alle Aktionen und Termine finden sich im Internet unter www.schulterschluss-wolfsburg.de.

Machen Sie mit beim WN-Leserforum! Für das WN-Leserforum am Montag, 13. Mai, haben wir namhafte Experten zusammengesucht. Auf dem Podium: der stellvertretende Polizeipräsident der Polizeidirektion Braunschweig Roger Fladung, der Wolfsburger Oberbürgermeister Klaus Mohrs, der Extremismusexperte Reinhard Koch und der Verfassungsrechtler Prof. Joachim Perels.

Verbieten, ignorieren, Gesicht zeigen? Wie sollte man auf die geplante Neonazi-Demo reagieren?

Stellen Sie Ihre Fragen! Experten versuchen beim Leserforum, Antworten zu geben.

Seien Sie mit dabei! Unser Leserforum findet statt am Montag, 13. Mai, 18.30 Uhr. Ort: Großer Saal der Volkshochschule, Hugo-Junkers-Weg 5.

Wolfsburger Nachrichten, 6. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/wn-leserforum-ignorieren-oder-auf-die-strasse-gehen-id994234.html

Gänsehaut-Momente in der Musikschule

Auschwitz-überlebende Esther Bejarano trat in Wolfsburg auf. „Nie wieder Krieg“ ist ihre Botschaft.

„Aufstehen und widersetzen – per la vita“ hieß das Motto, unter welchem die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mit der Rap-Gruppe „Microphone Mafia“ und der IG Metall Chor „Gegenwind“ am Samstagabend in der Goethe-Musikschule auftraten. Esther Bejarano wurde 1943 mit 16 Jahren ins berüchtigte Konzentrationslager deportiert. Dort kam sie ins Mädchenorchester: „Ich war Pianistin, aber es gab dort kein Klavier. Deshalb log ich die Dirigentin an, ich könne Akkordeon spielen, als sie mir eins anbot.“

Ihr gutes Gehör und die Klaviertasten auf der rechten Seite des Instruments retteten ihr das Leben. Später kam sie nach Ravensbrück und meldete sich bei Siemens. Ende April 1945 wurde sie schließlich auf einen Todesmarsch geschickt, den die rote Armee in dem kleinen Dorf Lüpsch beendete. „Als meine Freundinnen mit den Soldaten um ein brennendes Hitler-Porträt tanzten, spielte ich Akkordeon. Die Befreiung war meine zweite Geburt“, erzählte die 88-Jährige.

Gemeinsam mit der „Microphone Mafia“ singt und rappt sie Lieder aus dem jüdischen Widerstand, um die Botschaft „Nie wieder Krieg!“ zu verbreiten. „Wir sind drei Generationen aus drei Religionen und wollen allen zeigen, dass man harmonisch miteinander leben kann“, so Bejarano.

Das Konzert sei wichtig, „da wir gemeinsam verhindern können, dass die braune Welle kommt“, sagte Pia Zimmermann, Mitglied im Chor „Gegenwind“ und Veranstalterin des Konzerts. Es solle auf diese Wiese auch ein Zeichen gesetzt werden gegen den Aufmarsch der Neonazis am 1. Juni in Wolfsburg.

Chorleiter Georg Baumgärtner reize vor allem die „Vielfalt der Nationalitäten“. Ziel des Auftritts sei seiner Meinung nach „Toleranz und die Aufarbeitung der Geschichte. Unsere Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten.“

„Gegenwind“ hat beinahe ein Jahr lang für dieses Konzert geprobt und sang an diesem Abend Widerstandslieder aus Afrika, Deutschland und Israel. Es finden sich sieben verschiedene Nationalitäten in dem Chor wieder und letztes Jahr gewannen sie den dritten Platz des Integrationspreises.

Bei den Zuschauern sorgten die beiden Musikgruppen mit einem gesanglich starken Auftritt und aufrüttelnden Liedern mit bewegenden Texten für Gänsehaut. „Das Thema Widerstand interessiert mich sehr, denn es ist ein schwieriges und sensibles Thema. Es gehört zur Aufarbeitung der Geschichte dazu“, sagte die 27 Jahre alte Corinna Reif. Der 64-jährige Henning Funke-Bruns war ebenfalls begeistert von dem Konzert und kritisierte lediglich: „Solche Aktionen sollten noch mehr nach außen getragen werden.“

Braunschweiger Zeitung, 5. Mai 2013

http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/gaensehaut-momente-in-der-musikschule-id992899.html

WN-Leserforum – Was tun gegen Rechtsradikale?

Mit Sorge blickt Wolfsburg derzeit auf ein Datum: Samstag, 1. Juni. Was
man gegen eine Nazi-Demos tun kann, soll Thema eines WN-Leserforums sein.

Mit Sorge blicken viele Wolfsburger derzeit auf ein Datum: Samstag, 1. Juni. Denn für diesen Tag haben Rechtsradikale eine Demonstration in der Stadt angemeldet. Und wer diese Veranstaltung, den sogenannten Tag der deutschen Zukunft, im vergangenen Jahr in Hamburg verfolgt hat, weiß: Die Sorge ist nicht unberechtigt.

Was tun gegen die Rechtsradikalen? Diese Frage steht im Mittelpunkt unseres großen Leserforums am Montag, 13. Mai. Gemeinsam mit der Volkshochschule haben die Wolfsburger Nachrichten vier Experten zusammengebracht, die mit unseren Lesern in der VHS (Hugo-Junkers-Weg 5) im großen Saal über die geplante Demonstration diskutieren werden (siehe unten).

Es wird eine Menge zu bereden geben: Denn die Organisatoren dieser Demonstrationen wissen genau, wie sie den Nerv der Demokratie treffen können.
Es ist das ewig gleiche Spiel: Rechtsradikale melden eine Demonstration an, die Kommune verbietet den Aufmarsch – und am Ende sorgt eine Entscheidung der Gerichte häufig dafür, dass die Veranstaltung doch stattfindet.

Ob der Wolfsburger Versuch, den Aufmarsch zu verbieten, vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung der Richter steht noch aus.

Die Stadt macht derweil mobil. Beispiel: der Schulterschluss der Demokraten, in dem sich viele gesellschaftliche Gruppen versammelt haben. „Wir planen ein großes Fest der Demokratie, egal ob das Verbot Bestand hat oder nicht“, kündigt Joachim Fährmann an, der für die IG Metall beim Schulterschluss dabei ist.

Allerdings gibt es auch andere Stimmen in der Stadt. Denn Gegendemonstrationen sorgen auch für Öffentlichkeit, auf die es die Organisatoren rechtsradikaler Aufmärsche abgesehen haben. Warum also nicht einfach ignorieren? Die Neonazis laufen lassen und ihnen die Aufmerksamkeit verweigern? Warum das Spiel mitspielen, dass die Neonazis den Demokraten anscheinend aufzwingen möchten? Auch über solche Fragen soll beim WN-Leserforum gesprochen werden.

In Wolfsburg warten nun Polizei und Verwaltung ab auf das Gerichtsurteil. Man bereite sich trotzdem auf alles vor, hatte der Leiter Einsatz der Wolfsburger Polizei, Thorsten Kühl, angekündigt. Angemeldet ist ein Marsch vom Bahnhof aus einmal rund um die Innenstadt. In Internetforen wird für den Tag bereits mobilisiert, von links wie von rechts.

Mehr Informationen zum geplanten Protest des Schulterschlusses der Demokraten gibt es im Internet unter: www.schulterschluss-wolfsburg.de.

Das WN-Leserforum findet am Montag, 13. Mai, um 18.30 Uhr in der Volkshochschule, Großer Saal, Hugo-Junkers-Weg 5, statt. Als Experten sind eingeladen: Roger Fladung, Vize-Polizeipräsident der Polizeidirektion Braunschweig, Oberbürgermeister Klaus Mohrs, Extremismusexperte Reinhard Koch und der Verfassungsrechtler Prof. Joachim Perels. Der Eintritt ist frei.

Wolfsburger Nachrichten, 4. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/wn-leserforum-was-tun-gegen-rechtsradikale-id990455.html