Kategorie-Archiv: Pressespiegel

Gänsehaut-Momente in der Musikschule

Auschwitz-überlebende Esther Bejarano trat in Wolfsburg auf. „Nie wieder Krieg“ ist ihre Botschaft.

„Aufstehen und widersetzen – per la vita“ hieß das Motto, unter welchem die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mit der Rap-Gruppe „Microphone Mafia“ und der IG Metall Chor „Gegenwind“ am Samstagabend in der Goethe-Musikschule auftraten. Esther Bejarano wurde 1943 mit 16 Jahren ins berüchtigte Konzentrationslager deportiert. Dort kam sie ins Mädchenorchester: „Ich war Pianistin, aber es gab dort kein Klavier. Deshalb log ich die Dirigentin an, ich könne Akkordeon spielen, als sie mir eins anbot.“

Ihr gutes Gehör und die Klaviertasten auf der rechten Seite des Instruments retteten ihr das Leben. Später kam sie nach Ravensbrück und meldete sich bei Siemens. Ende April 1945 wurde sie schließlich auf einen Todesmarsch geschickt, den die rote Armee in dem kleinen Dorf Lüpsch beendete. „Als meine Freundinnen mit den Soldaten um ein brennendes Hitler-Porträt tanzten, spielte ich Akkordeon. Die Befreiung war meine zweite Geburt“, erzählte die 88-Jährige.

Gemeinsam mit der „Microphone Mafia“ singt und rappt sie Lieder aus dem jüdischen Widerstand, um die Botschaft „Nie wieder Krieg!“ zu verbreiten. „Wir sind drei Generationen aus drei Religionen und wollen allen zeigen, dass man harmonisch miteinander leben kann“, so Bejarano.

Das Konzert sei wichtig, „da wir gemeinsam verhindern können, dass die braune Welle kommt“, sagte Pia Zimmermann, Mitglied im Chor „Gegenwind“ und Veranstalterin des Konzerts. Es solle auf diese Wiese auch ein Zeichen gesetzt werden gegen den Aufmarsch der Neonazis am 1. Juni in Wolfsburg.

Chorleiter Georg Baumgärtner reize vor allem die „Vielfalt der Nationalitäten“. Ziel des Auftritts sei seiner Meinung nach „Toleranz und die Aufarbeitung der Geschichte. Unsere Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten.“

„Gegenwind“ hat beinahe ein Jahr lang für dieses Konzert geprobt und sang an diesem Abend Widerstandslieder aus Afrika, Deutschland und Israel. Es finden sich sieben verschiedene Nationalitäten in dem Chor wieder und letztes Jahr gewannen sie den dritten Platz des Integrationspreises.

Bei den Zuschauern sorgten die beiden Musikgruppen mit einem gesanglich starken Auftritt und aufrüttelnden Liedern mit bewegenden Texten für Gänsehaut. „Das Thema Widerstand interessiert mich sehr, denn es ist ein schwieriges und sensibles Thema. Es gehört zur Aufarbeitung der Geschichte dazu“, sagte die 27 Jahre alte Corinna Reif. Der 64-jährige Henning Funke-Bruns war ebenfalls begeistert von dem Konzert und kritisierte lediglich: „Solche Aktionen sollten noch mehr nach außen getragen werden.“

Braunschweiger Zeitung, 5. Mai 2013

http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/gaensehaut-momente-in-der-musikschule-id992899.html

WN-Leserforum – Was tun gegen Rechtsradikale?

Mit Sorge blickt Wolfsburg derzeit auf ein Datum: Samstag, 1. Juni. Was
man gegen eine Nazi-Demos tun kann, soll Thema eines WN-Leserforums sein.

Mit Sorge blicken viele Wolfsburger derzeit auf ein Datum: Samstag, 1. Juni. Denn für diesen Tag haben Rechtsradikale eine Demonstration in der Stadt angemeldet. Und wer diese Veranstaltung, den sogenannten Tag der deutschen Zukunft, im vergangenen Jahr in Hamburg verfolgt hat, weiß: Die Sorge ist nicht unberechtigt.

Was tun gegen die Rechtsradikalen? Diese Frage steht im Mittelpunkt unseres großen Leserforums am Montag, 13. Mai. Gemeinsam mit der Volkshochschule haben die Wolfsburger Nachrichten vier Experten zusammengebracht, die mit unseren Lesern in der VHS (Hugo-Junkers-Weg 5) im großen Saal über die geplante Demonstration diskutieren werden (siehe unten).

Es wird eine Menge zu bereden geben: Denn die Organisatoren dieser Demonstrationen wissen genau, wie sie den Nerv der Demokratie treffen können.
Es ist das ewig gleiche Spiel: Rechtsradikale melden eine Demonstration an, die Kommune verbietet den Aufmarsch – und am Ende sorgt eine Entscheidung der Gerichte häufig dafür, dass die Veranstaltung doch stattfindet.

Ob der Wolfsburger Versuch, den Aufmarsch zu verbieten, vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung der Richter steht noch aus.

Die Stadt macht derweil mobil. Beispiel: der Schulterschluss der Demokraten, in dem sich viele gesellschaftliche Gruppen versammelt haben. „Wir planen ein großes Fest der Demokratie, egal ob das Verbot Bestand hat oder nicht“, kündigt Joachim Fährmann an, der für die IG Metall beim Schulterschluss dabei ist.

Allerdings gibt es auch andere Stimmen in der Stadt. Denn Gegendemonstrationen sorgen auch für Öffentlichkeit, auf die es die Organisatoren rechtsradikaler Aufmärsche abgesehen haben. Warum also nicht einfach ignorieren? Die Neonazis laufen lassen und ihnen die Aufmerksamkeit verweigern? Warum das Spiel mitspielen, dass die Neonazis den Demokraten anscheinend aufzwingen möchten? Auch über solche Fragen soll beim WN-Leserforum gesprochen werden.

In Wolfsburg warten nun Polizei und Verwaltung ab auf das Gerichtsurteil. Man bereite sich trotzdem auf alles vor, hatte der Leiter Einsatz der Wolfsburger Polizei, Thorsten Kühl, angekündigt. Angemeldet ist ein Marsch vom Bahnhof aus einmal rund um die Innenstadt. In Internetforen wird für den Tag bereits mobilisiert, von links wie von rechts.

Mehr Informationen zum geplanten Protest des Schulterschlusses der Demokraten gibt es im Internet unter: www.schulterschluss-wolfsburg.de.

Das WN-Leserforum findet am Montag, 13. Mai, um 18.30 Uhr in der Volkshochschule, Großer Saal, Hugo-Junkers-Weg 5, statt. Als Experten sind eingeladen: Roger Fladung, Vize-Polizeipräsident der Polizeidirektion Braunschweig, Oberbürgermeister Klaus Mohrs, Extremismusexperte Reinhard Koch und der Verfassungsrechtler Prof. Joachim Perels. Der Eintritt ist frei.

Wolfsburger Nachrichten, 4. Mai 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/wn-leserforum-was-tun-gegen-rechtsradikale-id990455.html

Flüchtlinge protestierten in der Innenstadt

Auch Asylsuchende aus Wolfsburg wollten die Öffentlichkeit auf ihre Lage hinweisen.

Mit Trommeln, Transparenten und Gesang machten sich am Samstag rund 100 Demonstranten der Wolfsburger Friedensgemeinschaft vom Bahnhof aus auf den Weg durch die Innenstadt.

Flüchtlinge aus dem Asylbewerberheim in Fallersleben, aber auch aus anderen Gebieten der Stadt sowie aus Hamburg, Bremen und Berlin wollten für ihre Rechte einstehen.

„Es reicht jetzt. Wir wollen, dass sich unsere Situation ändert“, waren sich John Moven und Jerry Bagaza, Sprecher der Flüchtlinge, einig. „Unsere Situation hängt von den Lebensbedingungen in Deutschland ab“, verdeutlichten sie.

„Wir sind hier, um für unsere Rechte zu kämpfen. Wir brauchen Möglichkeiten, zu arbeiten. Wir haben ein Recht auf Bildung und Freiheit. Wir haben lange genug in Isolation gelebt.“

„Ich lebe seit 25 Jahren hier, ich habe deutsche Kinder. Aber ich bin nur geduldet und habe immer noch kein Bleiberecht“, sagte Manuel Znzongo. Nicht nur er, sondern auch seine Kinder würden unter der Situation leiden. Er habe schon in Wolfsburg gearbeitet und versuche nun wieder, Arbeit zu bekommen. Aber die Ausländerbehörde würde versuchen, das zu verhindern.

„Gegen Rassismus für Bewegungsfreiheit“, „Asylrecht ist Menschenrecht und kein Privileg“ war unter anderem auf den Transparenten zu lesen.

Nach einer Auftaktkundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz setzte sich der Zug in Richtung Nordkopf in Bewegung. Dort gab es erneut eine Zwischenkundgebung. Auch auf dem Hugo-Bork-Platz machten die Demonstranten noch einmal Halt, um die Öffentlichkeit zu informieren. Der Abschluss fand vor der Drogerie Müller statt.

Wolfsburger Nachrichten, 29. April 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/fluechtlinge-protestierten-in-der-innenstadt-id984299.html

„Zug der Erinnerung“ hält in Wolfsburg

Die Initiative will am 30. Mai an das Schicksal deportierter und ermordeter Nazi-Opfer erinnern.

Einen Tag vor der angekündigten Neonazi-Kundgebung in Wolfsburg („Tag der deutschen Zukunft“) macht der „Zug der Erinnerung“ am Donnerstag, 30. Mai, von 8 bis etwa 22 Uhr Station am Hauptbahnhof. Die Initiative des gleichnamigen eingetragenen Vereins erinnert an das Schicksal von 1269 Kindern und Jugendlichen, die am 11. Juni 1943 von den Nazis im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurden.

Wolfsburg wurde außerplanmäßig und kurzfristig in den Veranstaltungsplan aufgenommen. Die Kontakte seien über den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Braunschweig und die IG Metall in Wolfsburg geknüpft worden, wie Rüdiger Minow, Vorsitzender des Vereins „Zug der Erinnerung„, berichtet. Die Ausstellung in den Zugabteilen richtet sich an Erwachsene, Schülerinnen und Schüler sowie Jugendliche. Wolfsburgs IG Metall-Chef Hartwig Erb spricht von einer aufwühlenden und „sehr emotionalen“ Ausstellung.

„Wir sind der Bitte selbstverständlich nachgekommen und haben unseren Fahrplan entsprechend geändert, um auch nach Wolfsburg zu kommen“, sagt Minow. Der „Zug der Erinnerung“ fährt im Mai und Juni durch die gesamte Republik. Erinnert wird in der Ausstellung an das Schicksal von 1269 Kindern und Jugendlichen, die mit einem Deportationszug der Reichsbahn in drei Tagen von den Niederlanden aus nach Sobibor transportiert wurden. Die jüdischen Kinder wurden zusammen mit deutschen Emigranten und US-Gefangenen unmittelbar nach der Ankunft erschossen oder vergast.

„Wir wollen nicht nur an dieses Mordgeschehen erinnern, sondern den Besuchern auch die Möglichkeit geben, Abschied von den Opfern zu nehmen“, erläutert der Vereinsvorsitzende.

Die Opfer dieses speziellen Deportationszuges werden so aus der Anonymität der Massenvernichtung gerissen. Doch der Verein erinnert daran, dass es nur einer von vielen Zügen war, die in die Vernichtungslager im Osten fuhren. Minow und seine Mitstreiter wollen deshalb auch die Bundesbahn als Nachfolgerin der Reichsbahn in die moralische und finanzielle Pflicht nehmen.

In einer Pressemitteilung heißt es dazu: „Das Vorgängerunternehmen der Deutschen Bahn AG hat den NS-Krematorien Millionen Opfer zugeführt. Durch die Bahnlogistik konnten die Morde vervielfacht werden. Am Vernichtungsgeschehen war das DB-Vorgängerunternehmen aktiv und eigenmächtig beteiligt.“ Die Deutsche Bahn weist diesen Zusammenhang in einem Klageverfahren, das derzeit vor dem Landgericht Frankfurt am Main verhandelt wird, zurück. Das Unternehmen argumentiert, dass zwischen dem Antransport der KZ-Opfer durch die Reichsbahn und dem Vernichtungsgeschehen in den Lagern keine „innere Verbindung“ bestehe. Kläger ist ein inzwischen 88-jähriger Deportierter aus der Ukraine.

Der Verein bewegt sich finanziell auf unsicherem Terrain. Für den Zug der Erinnerung müssen Trassen- und Bahnhofsgebühren von rund 10 000 Euro pro Jahr bezahlt werden. „Das hat sich in den vergangenen Jahren summiert und tut uns finanziell weh. Das Geld fließt auch nicht in Form von Spenden der Bahn an unseren Verein zurück“, kritisiert Minow.

Die Ausstellung richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren (7. Jahrgangsstufe). Der Geschäftsbereich Schule unterstützt die Ausstellung und hat die Schulen der Stadt angeschrieben. Anmeldungen sind noch bis Mitte Mai möglich.

Salzgitter Zeitung, 26. April 2013
http://www.salzgitter-zeitung.de/region/wolfsburg/zug-der-erinnerung-haelt-in-wolfsburg-id979864.html

Breiter Widerstand gegen die Rechten

Wolfsburg rüstet sich für den Widerstand gegen Rechts. Tausende werden demonstrieren, sollte das Verwaltungsgericht den Aufmarsch der Rechtsextremen am 1. Juni erlauben.

Auf jeden Fall macht der „Zug der Erinnerung“ Halt auf dem Bahnhof, der der Juden-Deportation im Dritten Reich gedenkt.

Federführend bei der Organisation des Widerstands gegen den von Rechtsradikalen ausgerufenen „Tag der deutschen Zukunft“ (TddZ) ist die IG Metall, Chef Hartwig Erb spürt breite Rückendeckung: „Befreundete Organisationen aus dem In- und Ausland haben angeboten, uns zu unterstützen.“ Die Angebote wurden aber dankend abgelehnt, Erb: „Wir wollen keinen Demonstrations-Tourismus. Die Bürger aus Wolfsburg und der Region werden selbst ein machtvolles Zeichen setzen.“ Nicht verhindern können die Organisatoren, dass linksautonome Gruppen aus der ganzen Republik zum Widerstand in Wolfsburg aufrufen – die Polizei bereitet sich mit einem massiven Großaufgebot vor.

Die Stadt gehe zwar fest davon aus, dass ihr Verbot des rechtsradikalen Aufmarschs vom Gericht bestätigt werde. Ansonsten, so erinnert OB Klaus Mohrs, „haben Wolfsburgs Bürger in der Vergangenheit eindrucksvoll untermauert, dass in unserer Stadt kein Platz für Nazis ist.“ Ein geplantes Stadtfest unter dem Motto „Bunt statt Braun“ werde auf jeden Fall stattfinden.

Sicher ist auch, dass der „Zug der Erinnerung“ am 30. Mai Station auf dem Bahnhof macht. Erinnert mit einer Ausstellung an die Judendeportation im Dritten Reich, zurzeit speziell an die Ermordung von Kindern und Jugendlichen. Die Stadt schreibt Schulen an und ermuntert Klassen zum Besuch – viele wollen kommen.

Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 26. April 2013

http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Wolfsburg/Stadt-Wolfsburg/Breiter-Widerstand-gegen-die-Rechten

Rechte gründen „Aktionsbündnis 38“

In Wolfsburg hat sich im letzten Jahr offenbar ein „Aktionsbündnis 38“ gegründet, das maßgeblich in die Vorbereitung des geplanten Aufmarsches Rechtsradikaler am 1. Juni eingebunden ist. Das geht aus dem aktuellen Verfassungsschutzbericht hervor.

Im März 2012 war aus der früheren rechten „Bürgerinitiative für Zivilcourage“ die „Aktionsgruppe Wolfsburg“ hervorgegangen. Diese pflegt seit September enge Kontakte zu Aktionsgruppen in Gifhorn und Braunschweig. Dieses „Zusammenwirken kleinerer Aktionsgruppen zu einem Aktionsbündnis“, so der Verfassungsschutzbericht, zeige sich „maßgeblich für Vorbereitungen zum Tag der deutschen Zukunft im Juni 2013 in Wolfsburg verantwortlich“. Ob der von der Stadt verbotene rechtsradikale Aufmarsch am 1. Juni tatsächlich statt finden darf, muss das Verwaltungsgericht entscheiden.

Unabhängig davon sieht der Verfassungsschutz die kleine, aber offenbar harte Gruppe Rechtsradikaler aus der VW-Stadt als ausgesprochen umtriebig an. Das Aktionsbündnis 38 beteilige sich an der Organisation rechtsextremistischer Musikveranstaltungen, die Mitglieder nähmen an Kameradschaftstreffen und sonstigen überregionalen Veranstaltungen teil. Zu den in wechselnder Zusammensetzung durchgeführten Aktivitäten gehörten ebenso Propagandaaktionen sowie Störaktionen im Zusammenhang mit Veranstaltungen gegen den Rechtsextremismus. Auch an „Sonnenwendfeiern“ oder „Heldengedenkfeiern“ nähmen Wolfsburgs Rechte regelmäßig teil.

Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 25. April 2013


http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Wolfsburg/Stadt-Wolfsburg/Rechte-gruenden-Aktionsbuendnis-38

Rechte: Klage gegen die Stadt

Rechtsradikale wollen am 1. Juni in Wolfsburg aufmarschieren, die Stadt hat die geplante Kundgebung verboten (WAZ berichtete). Jetzt beginnt das juristische Tauziehen: Die Veranstalter der Demo erhoben gestern beim Verwaltungsgericht Klage gegen das Verbot der Stadt und stellten einen Eilantrag.

Das Verwaltungsgericht stellte die Klage- und Antragsschrift der Stadt Wolfsburg zu, die nunmehr eine Stellungnahme abgeben muss. „Wann die zuständige 5. Kammer des Verwaltungsgerichts über den Eilantrag entscheiden kann, ist derzeit noch nicht absehbar. Mit der Eilentscheidung ist jedenfalls nicht in der kommenden Woche zu rechnen“, erklärte Torsten Baumgarten, Sprecher des Verwaltungsgerichts.

Mit diesem juristischen Schritt der Veranstalter war gerechnet worden. Der Wolfsburger „Schulterschluss der Demokraten“ sowie mehrere Antifa-Gruppen haben mehrfach angekündigt, dass sie ihrerseits am 1. Juni gegen die Rechtsradikalen demonstrieren wollen, sollte der Aufmarsch doch genehmigt werden. Dann werden am 1. Juni vermutlich mehrere tausend Polizisten in Wolfsburg im Einsatz sein.

Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 19. April 2013

http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Wolfsburg/Stadt-Wolfsburg/Rechte-Klage-gegen-die-Stadt

Buch: „75 Jahre ‚Stadt des Kdf-Wagens‘/Wolfsburg“

Die dunklen Kapitel der Stadt und der Menschen

Die Stadt Wolfsburg feiert in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag, dabei hieß sie in den ersten sieben Jahren anders. Ein neues Buch soll zusammenfassen, was von der Stadt des KdF-Wagens nach Kriegsende blieb.

„Volksburg – Wolfswagen – 75 Jahre ‚Stadt des Kdf-Wagens‘/Wolfsburg“ – so heißt das neue Buch, dass vor kurzem von Stephan Krull herausgegeben wurde. Der ehemalige VW-Betriebsrat versammelt in diesem Band verschiedene Artikel, die die Rolle von VW und insbesondere der Familien Piëch und Porsche und weiterer Funktionsträger in der Nazi-Zeit beleuchten.

In der „Volkswagen-Betriebsgemeinschaft“ habe es auch in der Nachkriegszeit eine „hohe Kontinuität“ gegeben, so Krull. Auch die Verehrung des „genialen Konstrukteurs Porsche“ – so Adolf Hitler bei der Grundsteinlegung für die „Stadt des Kdf-Wagens“ – sei heutzutage von dessen Rolle in der Nazi-Zeit ungetrübt, kritisiert Krull. Schließlich tragen heute die Haupteinkaufsstraße, ein Stadion und sogar eine Realschule in Wolfsburg den Namen des ehemaligen
„Wehrwirtschaftsführers“ und vor dem Rathaus steht ein Denkmal für Porsche.

Aber auch weitere Namen der Führungsriege Wolfsburgs in den Nachkriegsjahren beleuchtet das neue Buch hinsichtlich ihrer Verantwortung in der Nazi-Zeit. In dem Werk wird unter anderem die frühere NSDAP-Mitgliedschaft des langjährigen Bevollmächtigten der IG Metall Hugo Bork aufgegriffen. Auch fragen die Autoren, warum heute ein Architekturpreis nach „Hitlers KdF-Stadtarchitekten“ Peter Koller benannt wird und Koller 1954 Stadtbaurat in Wolfsburg werden konnte. „Aus der Aufarbeitung der Stadt werden keine Konsequenzen gezogen“, bemängelte Alfred Hartung, einer der Autoren des Buches.

Man wolle nicht alles in Wolfsburg „vom Tisch fegen“, erklärte Linkspolitikerin und Mit-Autorin Pia Zimmermann, forderte aber, dass die Verbrechen in der Nazi-Zeit zugegeben werden und man sich mit der Geschichte der Namen auseinandersetzen müsse. „Das Buch ist ein konstruktiver und kritischer Beitrag zum Stadtgeburtstag“, resümiert Krull.

Das 155 Seiten starke Buch „Volksburg – Wolfswagen“ ist im Buchhandel erhältlich.

Wolfsburger Kurier, 21. April 2013

www.wolfsburger-kurier.de/ausgaben/2013-04-21_kjk.pdf

Brisante Fundstücke – Hakenkreuz-Anstecker und Hitler-Bild

Im Juli vergangenen Jahres hob die Polizei Keller der Wolfsburger Diskothek „Nachtschicht“ ein riesiges Anabolika-Lager aus (WN berichteten).

Wie unsere Zeitung nun erfuhr, wurden im Zuge der Großrazzia nicht nur tausende Ampullen Dopingmittel, Kokain, unverzollte Zigaretten sowie 1,3 Millionen Euro Bargeld beschlagnahmt, sondern auch zahlreiche Erinnerungsstücke aus dem Dritten Reich. Die Beamten entdeckten unter anderem:

  • einen Dolch mit Hakenkreuz-Emblem;
  • ein Koppelschloss mit der Aufschrift „Blut und Ehre“, dem Motto der Hitlerjugend;
  • eine Reichsadler-Statue mit Hakenkreuz;
  • mehrere mit Hakenkreuzen verzierte Anstecknadeln und Anhänger;
  • eine Metalltafel mit dem Bildnis von Adolf Hitler und der Aufschrift „NSDAP“.

Gegen zwei Männer – den Geschäftsführer der Nachtschicht sowie den eigentlichen Betreiber der Diskothek – ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des illegalen Handels von Medikamenten. Die Nachtschicht soll das Zentrum eines bundesweiten Handels mit Anabolika gewesen sein – der Discobetrieb war offenbar zuletzt nur noch Tarnung für ihre zwielichtigen Geschäfte. Gegenüber dem Finanzamt wurden Fantasie-Besucherzahlen angegeben, um die Erlöse aus dem Geschäft mit den Dopingmitteln zu waschen. Dies sollen Telefon-Abhörprotokolle der Polizei belegen (wir berichteten exklusiv). Das Verfahren wegen des illegalen Handels mit Medikamenten gegen die beiden Tatverdächtigen ist noch nicht abgeschlossen, erklärte gestern auf Nachfrage der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Klaus Ziehe. Wegen der Nazi-Devotionalien wurde indes kein Strafverfahren eingeleitet, so Ziehe. „Der Besitz von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen ist auch nicht verboten. Verboten ist es nur, solches Material öffentlich zu zeigen oder herzustellen und zu verkaufen.

Wolfsburger Nachrichten, 18. April 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/brisante-fundstuecke-hakenkreuz-anstecker-und-hitler-bild-id969629.html

Mehr Informationen:
http://www.recherche38.info/2013/01/23/koks-anabolika-und-npd-propaganda-im-disko-keller/

Nazi-Demo – Rechtsradikale wollen Verbot der Stadt kippen

Es war abzusehen: Kurz nachdem die Stadt Wolfsburg eine Demo Rechtsradikaler untersagt hat, klagt der Veranstalter vor dem Verwaltungsgericht.

Es ist das gewohnte Spiel: Rechtsradikale melden eine Demo an, die Kommune wehrt sich, die Demo-Veranstalter ziehen vor Gericht – und häufig wird der Marsch am Ende erlaubt. Auch bei der geplanten rechtsradikalen Demonstration in Wolfsburg am 1. Juni ist das nicht anders: Am 2. April hatte die Verwaltung die Veranstaltung untersagt. Jetzt haben die Veranstalter Klage gegen dieses Verbot vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig erhoben. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, sei noch nicht abzusehen, teilte das Gericht mit. Angemeldet hatte eine rechtsradikale Gruppe die Demonstration bereits am 31. Mai 2012.

Wolfsburger Nachrichten, 18. April 2013

http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/nazi-demo-rechtsradikale-wollen-verbot-der-stadt-kippen-id971041.html