IG Metall, Polizei und Stadt ziehen Bilanz. Ein Extremismus-Experte sieht Veränderungen.
Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs zog am frühen Samstagabend eine positive Bilanz: „Ich bin froh, dass es friedlicher gewesen ist, als wir befürchtet hatten. Es ist ein Sieg der Wolfsburger, die gezeigt haben, dass wir uns so etwas nicht gefallen lassen“, sagte er und schickte eine klare Botschaft an Rechtsextreme hinterher: „Wir hören nicht auf, Widerstand zu leisten. Wir werden uns immer wehren.“Nach Angaben des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall, Hartwig Erb, verfolgten am Mittag rund 6500 Gegendemonstranten die Kundgebung und den Kurz-Auftritt des Comedians Bülent Ceylan auf dem Demokratiefest, darunter allein 5000 VW-Auszubildende. „Wir bedanken uns bei allen, die heute demonstriert haben“, sagte Erb im Namen des Schulterschlusses der Wolfsburger Demokraten. Die Initiative hatte die Protestveranstaltungen auf dem VW-Parkplatz und der Piazza Italia organisiert.
Dass fünf Polizisten in einem „Gerangel“ mit Gegendemonstranten verletzt wurden, ärgerte den Wolfsburger Polizeichef Hans-Ulrich Podehl. „Schade ist, dass es immer Beteiligte gibt, die die gewalttätige Auseinandersetzung mit der Polizei suchen“, sagte er. Insgesamt sei es der Polizei aber gelungen, die Situation zu kontrollieren und direkte Konfrontationen zwischen rechtsextremen Demonstranten und den Gegenprotestlern zu verhindern.
Eine andere Bilanz zog die Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Arug) in Wolfsburg. Deren Leiter Reinhard Koch und seine Mitarbeiter, ausgewiesene Extremismus-Experten, hatten den Aufmarsch genau beobachtet. Koch sagte: „Es war auffällig, dass nur wenige Rechtsextreme aus der Region in dem Aufmarsch unterwegs gewesen sind.“
Koch schätzt, dass es höchstens 20 gewesen sind. Auch andere Gruppen aus Niedersachsen seien wenig vertreten gewesen, sagte Koch. Für die Organisatoren sei die Teilnehmerzahl kein Erfolg, sagte Koch. Es seien vermutlich weniger als bei den anderen Aufmärschen gewesen. Das sei eher ein Stillstand, vermutlich sogar ein Rückschritt.
Auffällig sei auch, dass sich in den Aufmarsch auch Mitglieder anderer rechtsextremer Milieus gemischt hätten – darunter auch ältere Männer und mehr Frauen als bei anderen Aufmärschen. In der Stadt waren am Tage auch auffallend viele so genannte Hooligans unterwegs gewesen. Das sei beobachtenswert, sagte Koch. Die Zahl der in einer Partei organisierten Rechtsextremen sei bei dem Wolfsburger Aufmarsch eher gering gewesen.
Wolfsburger Nachrichten, 2. Juni 2013
http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/dank-an-die-demonstranten-id1027756.html