Salzgitter Zeitung – Keine Zukunft für Nazis! https://wolfsburg.no-tddz.org 1. Juni 2013 – Kein Naziaufmarsch in Wolfsburg Mon, 28 Dec 2015 16:26:21 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.4 „Zug der Erinnerung“ hält in Wolfsburg https://wolfsburg.no-tddz.org/zug-der-erinnerung-halt-in-wolfsburg/ Mon, 29 Apr 2013 15:45:23 +0000 https://no-tddz.org/?p=388

Die Initiative will am 30. Mai an das Schicksal deportierter und ermordeter Nazi-Opfer erinnern.

Einen Tag vor der angekündigten Neonazi-Kundgebung in Wolfsburg („Tag der deutschen Zukunft“) macht der „Zug der Erinnerung“ am Donnerstag, 30. Mai, von 8 bis etwa 22 Uhr Station am Hauptbahnhof. Die Initiative des gleichnamigen eingetragenen Vereins erinnert an das Schicksal von 1269 Kindern und Jugendlichen, die am 11. Juni 1943 von den Nazis im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurden.

Wolfsburg wurde außerplanmäßig und kurzfristig in den Veranstaltungsplan aufgenommen. Die Kontakte seien über den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Braunschweig und die IG Metall in Wolfsburg geknüpft worden, wie Rüdiger Minow, Vorsitzender des Vereins „Zug der Erinnerung„, berichtet. Die Ausstellung in den Zugabteilen richtet sich an Erwachsene, Schülerinnen und Schüler sowie Jugendliche. Wolfsburgs IG Metall-Chef Hartwig Erb spricht von einer aufwühlenden und „sehr emotionalen“ Ausstellung.

„Wir sind der Bitte selbstverständlich nachgekommen und haben unseren Fahrplan entsprechend geändert, um auch nach Wolfsburg zu kommen“, sagt Minow. Der „Zug der Erinnerung“ fährt im Mai und Juni durch die gesamte Republik. Erinnert wird in der Ausstellung an das Schicksal von 1269 Kindern und Jugendlichen, die mit einem Deportationszug der Reichsbahn in drei Tagen von den Niederlanden aus nach Sobibor transportiert wurden. Die jüdischen Kinder wurden zusammen mit deutschen Emigranten und US-Gefangenen unmittelbar nach der Ankunft erschossen oder vergast.

„Wir wollen nicht nur an dieses Mordgeschehen erinnern, sondern den Besuchern auch die Möglichkeit geben, Abschied von den Opfern zu nehmen“, erläutert der Vereinsvorsitzende.

Die Opfer dieses speziellen Deportationszuges werden so aus der Anonymität der Massenvernichtung gerissen. Doch der Verein erinnert daran, dass es nur einer von vielen Zügen war, die in die Vernichtungslager im Osten fuhren. Minow und seine Mitstreiter wollen deshalb auch die Bundesbahn als Nachfolgerin der Reichsbahn in die moralische und finanzielle Pflicht nehmen.

In einer Pressemitteilung heißt es dazu: „Das Vorgängerunternehmen der Deutschen Bahn AG hat den NS-Krematorien Millionen Opfer zugeführt. Durch die Bahnlogistik konnten die Morde vervielfacht werden. Am Vernichtungsgeschehen war das DB-Vorgängerunternehmen aktiv und eigenmächtig beteiligt.“ Die Deutsche Bahn weist diesen Zusammenhang in einem Klageverfahren, das derzeit vor dem Landgericht Frankfurt am Main verhandelt wird, zurück. Das Unternehmen argumentiert, dass zwischen dem Antransport der KZ-Opfer durch die Reichsbahn und dem Vernichtungsgeschehen in den Lagern keine „innere Verbindung“ bestehe. Kläger ist ein inzwischen 88-jähriger Deportierter aus der Ukraine.

Der Verein bewegt sich finanziell auf unsicherem Terrain. Für den Zug der Erinnerung müssen Trassen- und Bahnhofsgebühren von rund 10 000 Euro pro Jahr bezahlt werden. „Das hat sich in den vergangenen Jahren summiert und tut uns finanziell weh. Das Geld fließt auch nicht in Form von Spenden der Bahn an unseren Verein zurück“, kritisiert Minow.

Die Ausstellung richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren (7. Jahrgangsstufe). Der Geschäftsbereich Schule unterstützt die Ausstellung und hat die Schulen der Stadt angeschrieben. Anmeldungen sind noch bis Mitte Mai möglich.

Salzgitter Zeitung, 26. April 2013
http://www.salzgitter-zeitung.de/region/wolfsburg/zug-der-erinnerung-haelt-in-wolfsburg-id979864.html

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